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Kolumne zum Thema Kommunikation

Liebe Münchnerinnen und Münchner,

mit großer Sorge beobachte ich, wie sich die Kommunikation in unserer Gesellschaft verändert. Wir erleben, dass Beleidigungen gegen die Polizei und unsere Rettungskräfte alltäglich werden, ohne Grund schnell eskalieren und in gewalttätigen Angriffen enden. Wir beobachten, wie unbequeme Stimmen in der Kultur oder Wissenschaft aufgrund von Drohungen im Internet zensiert werden. Wir sehen Demonstrationen, bei denen tausende Menschen die wissenschaftlichen Fakten zu Corona ignorieren und stattdessen an teilweise völlig absurde Verschwörungstheorien glauben. Und nahezu täglich erleben wir, wie die Sprache in unserem Alltagsleben respektloser wird, sei es gegenüber älteren Menschen, Busfahrern oder Kassierern. Jeder kann heute zum Opfer einer verbalen Attacke werden, selbst wenn er nur auf eine fehlende Mund-Nasen-Bedeckung hinweist.

Richtig diskutieren können

Man kann den Eindruck gewinnen, dass wir es verlernt haben, richtig zu diskutieren. Offensichtlich nimmt die Fähigkeit immer weiter ab, unvoreingenommen über Themen zu reden oder anhand von sachlichen Argumenten einen Konsens zu finden. Der Kompromiss und das Aushalten entgegengesetzter Meinungen erscheinen wie Relikte aus alten Knigge-Tagen, die heute nicht mehr in Mode sind. Dafür erleben wir eine wachsende Härte in den Worten, ein stures Beharren auf seiner Meinung oder die moralische Keule, wenn man kein Sachargument akzeptieren will.

Jeder ist seines Wortes Schmied

Sucht man in der Wissenschaft nach Erklärungen für diese Veränderungen unserer Gesprächskultur findet man: Globalisierung, Internet, Corona, Überforderung, Stress, Werteverluste, Angst vor dem Verlust von Wohlstand und noch viele weitere Gründe, die sicher allesamt richtig sind. Damit kann aber nicht automatisch jedes Fehlverhalten entschuldigt werden. Jeder Mensch ist selber dafür verantwortlich, wie er sprechen und zuhören will. Niemand wird gezwungen, dem anderen ins Wort zu fallen oder ihn niederzubrüllen. Es liegt daher an jedem Einzelnen von uns, mit gutem Beispiel in seinem Umfeld voranzugehen. Denn jeder hat seinen Teil Verantwortung für eine gesittete Gesprächskultur in unserer Gesellschaft. Ich für meinen Teil höre Ihnen sehr gerne zu. Probieren Sie es direkt aus!

Ihr Bernhard Loos

Kommunikation

Münchner Nordrundschau, 12.08.2020

Kommunikation

Münchner Nordrundschau, 12.08.2020

Kolumne zum Thema Kommunikation