Liebe Münchnerinnen und Münchner,
der November beginnt traditionell mit Allerheiligen und Allerseelen, danach folgen der Volkstrauer- sowie der Buß- und Bettag, zuletzt noch der Totensonntag, der letzte Sonntag vor dem 1. Advent. Alle Gedenktage eint, dass sie unter dem gemeinsamen Thema der Trauer, der Erinnerung und der Ermahnung stehen. Wir lassen die Verstorbenen gegenwärtig werden, wir betrachten mit Entsetzen die Opfer der Weltkriege und wir gedenken derer, die nicht mehr unter uns sind. Zugleich ist die Freude auf Weihnachten noch ein Stück entfernt und die Entspannung der letzten Sommer- oder Herbstferien längst verflogen. Der November wird so zu einem Monat der inneren Einkehr und Stille, für viele eine bedrückende Zeit, oft noch verstärkt durch dunkles und kaltes Nebelwetter. Um so wichtiger ist in solchen Zeiten die menschliche Nähe und der Austausch.
Gerade das soziale Miteinander ist uns durch Corona in weiten Teilen versagt und zwingt uns, nur in kleinstem Kreis zu gedenken, zu trauern oder beisammen zu sein. Gerade bei Beerdigungen erfordert das Einhalten der Hygiene-Regeln viel Disziplin, was für die Angehörigen noch eine zusätzliche emotionale Belastung ist, wenn nicht einmal eine tröstende Umarmung möglich ist. Wir sind es als soziale Wesen nicht gewöhnt, Trauer allein zu verarbeiten. Bei meiner Rede zum Volkstrauertag am Kriegerdenkmal in Moosach letzte Woche erging es mir ähnlich. Wo sonst eine große Zeremonie mit Musik und hunderten Menschen zum Gedenken der Opfer der Weltkriege stattfand, konnte heuer nur eine kleine Abordnung der Reservistenkameradschaft NW München-Moosach anwesend sein.
Volkstrauertag in Moosach 2020
Zusammen gegen die Einsamkeit
Umso wichtiger ist es, dass wir uns in den kommenden Wochen noch mehr um die Menschen kümmern, die allein sind, keine Familie haben oder mit der Einsamkeit aufgrund fehlender Kontakte nicht zurechtkommen. Leicht vergessen wir, dass es viele Menschen in dieser Stadt gibt, die niemanden (mehr) haben, mit dem sie sich austauschen können. Melden Sie sich deswegen bei denjenigen, von denen Sie viel zu lange nichts gehört haben. Schreiben Sie Weihnachtspost an Ihre Bekannten, die vielleicht sonst gar keinen Adventsgruß bekommen.
Die Technik nutzen
Nutzen Sie zum Austausch auch die technischen Möglichkeiten. Wenn sie die Großeltern im Pflege- oder Altenheim nur alleine besuchen können, schalten sie die Enkel via Tablet, Laptop oder Handy dazu. Oder nehmen sie mit den Kindern eine Grußbotschaft als Video auf. Veranstalten Sie ein Familien-Treffen mit Plätzchen und Glühwein vor dem Computer, auch das geht! Denn der digitale Austausch ist immer noch besser als kein Austausch oder einer, der zu einer Corona-Infektion führt. Wenn Sie sich auch direkt mit mir austauschen wollen, schreiben Sie mir einfach!
Ihr Bernhard Loos
Münchner Nordrundschau, 25 .11.2020
Münchner Nordrundschau, 25 .11.2020
Volkstrauertag in Moosach 2020